Bevor der Schneeberger Bergbau Mitte des 15. Jahrhunderts begann, schürfen Bauern der Dörfer Aue und Zelle in der Umgebung nach Zinn und Silber. Urkundlich ist dieser Abbau nicht zu belegen. 1952 ergeben jedoch geologische Untersuchungen am Klosterberg, dass Binge und Haldenmaterial vorhanden sind, die aus der Zeit vor 1450 stammen müssen.
Die 1449 am Klosterberg und 1501 am Pfannenstiel fündig gewordenen Stolln und Lichtlöcher bringen nur geringe Ausbeute. Weitaus ergiebiger sind die "Seifen" im Vorbereich des Zusammenflusses von Mulde und Schwarzwasser. Hier waschen Bergleute schwere Zinngraupen und Silber aus den Geröllen und Sanden.
Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 nimmt der Bergbau auf Eisenerz erheblich zu. Knappen und Fundgrübner wenden sich zunächst den bekannten Vorkommen am Brünlas zu. Hier findet man das Eisenerz im Ausbiss der Gänge. Noch heute beweisen hunderte verfallener Löcher im Wald hinter dem Brünlasberg diesen seltenen angewendeten Abbau.
Im Grubenfeld der Grube "Roter St. Andreas" verfolgten die Häuer 1698 einen mächtigen Eisenerzgang und stoßen auf eine Verwerfung. Als sie die Verwerfung ausrichten, um den Gang wieder zu finden, fahren sie eine stark verwitterte Granitkuppel mit einer Feldspatverwitterungszone von zwei bis drei Metern Mächtigkeit an. Neun Jahre weis man mit der "weißen Erde" - Kaolin - nichts Rechtes anzufangen.
Im Frühjahr 1708 ergeht der Befehl des Kurfürsten an alle Bergämter für die Versuche von Tschirnhaus und Böttger Tonproben weißer Färbung einzusenden. Das sogenannte Kaolin aus Aue in den Händen der Porzellanerfinder ermöglichte es, statt des roten Böttger-Steinzeuges das erste europäische weiße Porzellan herzustellen.
Fortan durfte das Kaolin aus der Weißerdenzeche Aue nur zur Porzellanmanufaktur in Meißen geliefert werden. Dieses Monopol kann Aue hundertvierzig Jahre bewahren. Alle Kostbarkeiten aus der Blütezeit der Meißner Manufaktur unter Höroldt und Kändler sind aus Auer Kaolin hergestellt.
Die Gewinnung des Kaolins unterlag strenger Geheimhaltung, denn August der Starke wollte sich mit dem Porzellanexport erschlossene ergiebige Quelle zur Finanzierung seiner Prunkbauten, seiner Sammlungen und seines verschwenderischen Lebens durch niemanden trüben lassen. Erst während des Siebenjährigen Kriegs gelingt es dem preußischen König Friedrich II Auer Kaolin, das jede Woche in versiegelten Fässern nach Meißen transportiert wird, zu beschlagnahmen und in größeren Mengen in seine Potsdamer Manufaktur zu bringen.
Urkundlich belegbare Förderzahlen der Kaolingewinnung sind nicht bekannt. Aus den vorhandenen Grund - und Seigerrissen der Lagerstätte lässt sich jedoch errechnen, dass zirka 75.000 Kubikmeter Reinkaolin gewonnen wurden.
Das Huthaus der Weißenerdenzeche in Aue